Wieso sich Vecoplan entschieden hat, den VEZ 3200 zu entwickeln? „Wir müssen stets auf die Anforderungen unserer Kunden reagieren und sie bestmöglich unterstützen“, erklärt Martina Schmidt, Leiterin des Geschäftsbereichs Recycling I Waste bei dem Westerwälder Maschinenbauer. Sie kennt den Markt ganz genau und weiß, was ihn umtreibt. Immer mehr Zementwerke setzen zum Beispiel für die besonders energieintensive Produktion auf Ersatzbrennstoffe, um damit den Einsatz teurer primärer Brennstoffe wie Kohle und Öl, aber auch umweltschädliche CO2-Emissionen zu reduzieren. In der Vergangenheit wurden aus Haushalts-, Industrie- und Gewerbeabfällen aufbereitete Ersatzbrennstoffe meist nur am Hauptbrenner aufgegeben. „Dazu wird das Material in einem zweistufigen Prozess vor- und nachzerkleinert. Damit lässt sich die erforderliche Qualität erzielen“, erläutert Vecoplan-Anwendungstechniker Heiko Kessler. Um die Substitutionsrate weiter zu erhöhen, setzen Betreiber die aufbereiteten Ersatzbrennstoffe immer häufiger auch am Kalzinator ein. Dafür muss das Material zwar eine hohe Homogenität, nicht jedoch die sehr feine Korngröße aufweisen, die für den Hauptbrenner erforderlich ist. „Unsere Kunden wollen sowohl ihre Investitionskosten reduzieren als auch den Footprint der Anlage verkleinern“, sagt Martina Schmidt. „Mit der Entwicklung des VEZ 3200 bestand unser Ziel deshalb darin, eine leistungsstarke Maschine zu entwickeln, die in einem einstufigen Prozess Output-Material in einer bestimmten Partikelgröße herstellt, die dann direkt dem Kalzinatior zugeführt werden kann. Der Anwender benötigt damit nur noch einen Zerkleinerer.“
Es geht auch um Ergonomie
Vecoplan präsentierte den neuen VEZ 3200 auf der IFAT 2018 in einem zeitgemäßen Erscheinungsbild. Dabei ist Design viel mehr als nur Farb- und Formgebung, es ist vor allem Anwender-Nutzen. „Uns ging es bei der Gestaltung nicht allein um Optik, sondern vielmehr um Ergonomie“, berichtet Martina Schmidt. Das Design greift in die Maschinenkonstruktion ein, damit der Zerkleinerer für den Bediener einfacher zu handhaben ist. „Wir wollten unter anderem die Wartungszugänglichkeit mit dem Kundennutzen verbinden und damit die Verfügbarkeit der Maschine erhöhen“, erläutert die Geschäftsbereichsleiterin. Der Service-Techniker kann zum Beispiel äußerst ergonomisch die bis zu vierfach verwendbaren gehärteten Einzelmesser durch den V-förmigen zentrierenden Sitz ganz einfach und schnell wechseln. Die geflanschten Wellenzapfen etwa ermöglichen einen schnellen Rotorwechsel ohne Demontage von Lagerung und Antrieb.
Durch die geschlossene Bauform sind alle Gefahrenstellen im Außenbereich der Maschine unzugänglich, Sensorik und sämtliche Leitungen der unterschiedlichen Medien vor grobem Schmutz, herabfallendem Input-Material und sonstigen mechanischen Einwirkungen geschützt. Mit dem neuen Design hat Vecoplan zudem alle Stellen gezielt verstärkt, die besonders hohen Kräften und Belastungen ausgesetzt sind.
Material mit Radlader direkt aufgeben
„In der Vergangenheit kamen immer häufiger Kunden mit der Anforderung auf uns zu, Zerkleinerer direkt mit einem Radlader oder Gabelstapler beschicken zu können“, sagt Heiko Kessler. „Speziell dafür haben wir in der neuen Maschine eine niedrige Ladekante realisiert.“ Anwender benötigen damit keine zusätzliche Fördertechnik für die Beschickung. Eine weitere Besonderheit: Ballen mit einer Kantenlänge von 1.200 Millimetern können dem Kraftpaket direkt zugeführt werden. Dazu haben die Ingenieure einen verbesserten Bogenschieber verbaut. Dieser ist auf das unterschiedliche Aufgabematerial abgestimmt und stellt mit stufenlos einstellbarer Schieber-Geschwindigkeit einen optimalen Zerkleinerungsprozess auch bei schwierigen und sehr leichten Inputmaterialien sicher.
Flexibilität überzeugt
Das Recyclingunternehmen arbeitet schon seit Jahren mit den Westerwäldern zusammen. Hauptargument für die Investitionen in den neuen VEZ war die hohe Flexibilität, mit der sich sehr unterschiedliches Material verarbeiten lässt – vom herkömmlichen Gewerbe- und Produktionsabfall bis zu Altreifen oder auch Altholz für die thermische Verwertung. „Sperrmüll ist zum Beispiel ein Thema, mit dem nicht nur wir uns, sondern überhaupt die Branche in der Vergangenheit oft etwas schwerer getan haben“, sagt Martina Schmidt. „Mit unserer Nachdruckeinrichtung im neuen Zerkleinerer, die auch sperrige Materialien dem Rotor effizient zuführen kann, sehen wir hier großes Potenzial.“
Der Anwender kann den VEZ variabel einsetzen – als Vorzerkleinerer, um sortier- und förderfähiges Material aus Produktionsresten mit einer Korngröße kleiner 250 Millimeter herzustellen, und eben als einstufiger Zerkleinerer für die Produktion von Korngrößen kleiner 50 Millimeter. Der Betreiber kann die Maschine dazu mit dem entsprechenden Sieb ausrüsten. Die Korngröße ist vor allem bei der thermischen Verwertung interessant, weil Überkorn zu technischen Problemen bei der Verbrennung führen kann. Und da nicht nur verschiedene Materialien verarbeitet werden müssen, sondern auch je nach Bedarf unterschiedliche Output-Qualitäten erzeugt werden sollen, ist die Flexibilität des VEZ für viele Kunden besonders attraktiv.
Leistungsstarke und wartungsarme Antriebstechnik
Ausschlaggebend für die meisten Kunden war jedoch der im VEZ verbaute elektrische HiTorc mit einer Leistung von 2x155 Kilowatt. „Er treibt die Rotoren direkt an“, beschreibt Kessler. Mechanische Antriebskomponenten wie Getriebe, Riementrieb, Kupplung oder Hydraulik entfallen. Dies reduziert den Wartungsaufwand deutlich. Im Vergleich zu konventionellen Antrieben sparen Betreiber zudem bis zu 60 Prozent Energie. Das sehr hohe Drehmoment ermöglicht einen problemlosen Anlauf unter Last, die Reversiervorgänge bei Überlast sind sehr dynamisch. „Selbst, wenn die Maschine voll beladen ist – sobald ich den Startknopf drücke, wird die Kraft direkt auf die Welle übertragen, und der VEZ beginnt innerhalb von Millisekunden mit seiner Arbeit“, erläutert Martina Schmidt. In der gleichen Geschwindigkeit stoppt die Maschine auch wieder, wenn sich zum Beispiel Störstoffe oder nicht zerkleinerbares Material in der Masse befinden. „Das vermeidet natürlich Schäden an wichtigen Bauteilen wie Rotorwelle, Kupplung oder Getriebe. Ein unplanmäßiger Betriebsstillstand kann somit vermieden werden. Ein weiteres klares Alleinstellungsmerkmal im Markt“, freut sich die Geschäftsbereichsleiterin.
Besonders leise Arbeitsweise
Der HiTorc-Antrieb bringt bis zu 110.000 Newtonmeter auf den 3,2 Meter langen Rotor. Damit lassen sich auch sperrige und besonders schwierige Materialien sicher verarbeiten. Für die homogene Kornstruktur, maximale Durchsatzleistung und reduzierte Wärmeentwicklung sorgt das Hochleistungsschneidwerk. Durch die gleichmäßige Anordnung der Messer auf dem von Vecoplan patentierten W-Rotor entsteht in Verbindung mit dem HiTorc-Antrieb eine sehr große Laufruhe im Betrieb. „Das ist nicht nur für die Bediener angenehmer“, erläutert Anwendungstechniker Kessler. „Je nachdem wo die Betreiber sitzen, benötigen sie vom Regierungspräsidium eine Genehmigung, damit Anwohner durch den Lärm nicht belästigt werden.“ Mit dem VEZ gehen sie auf Nummer sicher.
„Die große Laufruhe schafft bei den Kunden aber auch eine sehr hohe Investitionssicherheit“, betont Martina Schmidt. Denn Laufruhe bedeutet wenig oder gar keine Vibration – vibrieren Maschinenteile permanent, gehen diese früher oder später kaputt. Auch dies: ein klares Alleinstellungsmerkmal der neuen Vecoplan-Maschine, denn Marktbegleiter stehen damit immer wieder vor Herausforderungen. „Mit unserem VEZ 3200 punkten wir so mit einer hohen Robustheit“, sagt die Geschäftsbereichsleiterin.
Die Unternehmen, die den VEZ im Einsatz haben, haben die Entscheidung für diese Investition bisher nicht bereut. Die Anlage kann die ganz unterschiedlichen Materialien sehr effizient und mit hoher Prozesssicherheit verarbeiten. Und dank der hohen Verfügbarkeit werden sich die Maschinen schnell amortisieren.